Samstag, 4. Juni 2011

Lada Niva - Vom Gorki Park bis zum Englischen Garten

Kann was im Gelände: Allrader Lada Niva

1978 stand für einen Moment lang der Atem der Geländewagen-Fans wie auch der gesamten Motor-Fachpresse still – tauchte doch da plötzlich aus dem fernen Russland ein Geländewagen auf, dessen aufgejazzte Fiat-Technik tatsächlich um alles ergänzt worden war, was sonst nur große oder teure Geländewagen bieten konnten – wenn überhaupt! Der Lada Niva brachte tatsächlich permanenten Allradantrieb mit, eine Geländeuntersetzung, hohe Räder, kurze Überhänge und Böschungswinkel sowie eine Allround-Geländegängigkeit, die jeden Schlammgruben-Junkie der späten Siebziger erblassen ließ. Das Beste: daran hat sich bis heute nicht das geringste geändert - den russischen Klassiker gibt es in beinahe unveränderter Form bis heute.
Neu kostet er immer noch schier lächerliche ~11.000 € - gebraucht schnell weniger – auf dem grauen Markt ist er gar ab rund 8.000€ zu haben! Die Geländeeigenschaften des Niva sind dabei fraglos bis heute sensationell und mittlerweile ebenso legendär, wie der zwiespältige Ruf des Lada Niva.

So geräumig geht es nur im raren 4Türer Niva "Long" zu
Einerseits ist er mechanisch nahe an unkaputtbar, was in Russischen Lastenheften stets ganz oben steht - wer die Strassenverhältnisse dort einmal im verlängerten Rücken spüren musste, der weiß warum. Sein Innenleben ist leider auch eher rustikal und brüchig; das Getriebe ist beleidigend hakelig zu schalten – die Untersetzung legt man gar besser zu zweit ein… Die Elektrik macht zudem gerne mal Probleme und kann dann auch nicht gerade von jedem Dorfschmied repariert werden, da die Verkabelung des Niva nach europäischen Massstäben komplett willkürlich erscheint, was übrigens leider auch für Teile der Verarbeitung zutrifft und leider auch für die verbauten Aggregate. Da kann es dann schon mal passieren, dass man ein Ersatzteil bestellt, lange darauf wartet, nur, um dann festzustellen, dass es nicht passt, weil Lada mehr oder weniger permanent mit Zulieferern herumexperimentiert hat, ohne dies immer so sauber zu kennzeichnen.
Mit seine 80PS macht der Lada Niva zudem auf der Strasse nur eine mittelprächtige Figur – der Wagen ist laut, laut, laut und nochmals laut – daneben ist er nicht eben schnell, verbraucht jedoch nur erfreuliche 9 Liter Sprit bei vernünftiger Fahrweise, was leidlich erstaunt.
In Verschneitem Gebirge jedoch ist er auch 25 Jahre nach seinem Debüt immer noch eine Offenbahrung. Hier schleppt der Niva-Fahrer gerne aus purer Genugtuung mal jemanden ab, um zu zeigen, dass selbst mit einer S-Klasse am Haken immer noch ausreichend Traktion zur Vefügung steht.
Dennoch gilt sein Fahrverhalten auf normalen Straßen zurecht als eher störrisch - der Wagen fährt sich tatsächlich in vielerlei Hinsicht "alt".
Cool ist aber, dass Lada das nicht daran gehindert hat, schließlich und endlich auch das lange Modell des Allraders auf den Markt zu lassen, das es im Heimatland schon ewig gibt.
Ständig werden Sondermodelle auf den Markt geworfen,
die gerne mit Dekor glänzen
Der Niva in dieser Form glänzt nicht nur durch 2 weitere Türen - er bietet üppigen Platz für die Beine der Hintermänner und ein insgesamt versöhnlicheres Fahrverhalten. Für einen solchen Niva "Long" muss man zwischen 14.000 und 16.000 hinlegen - wer nicht auf den überrobusten Charme steht, muss sich da schon fragen, was eigentlich gegen einen Dacia Duster spricht...

Worauf muss man beim Kauf achten?
Beim Niva: Auf alles. Rost und Undichtigkeiten an allen erdenklichen Teilen sind Problem Nummer 1. Kanten, Schweller, Tür-Unterkanten, Bodenbleche, Spritzbleche unterhalb der Frontscheibe – beim Niva rostet im Zweifelsfalle alles. Das heißt nicht, dass er eine Rostlaube ist - es hängt hier wirklich viel von der Pflegebereitschaft der Vorbeseitzer ab. Wer den Lada Niva mal im heimischen Russland sieht, wo die Witterungsbedingungen ja im Schnitt grober sind, stellt fest, dass durch die Pflege seiner Besitzer viel bessere Zustände erreichbar sind.
Selbst bei Modellen, deren Mechanik noch das doppelte schaffen würde, ist hier häufig bereits das Lebensende der Karosserie erreicht oder überschritten - was vollkommen unnötig ist, aber wie gesagt ein typisches Phänomen schlampiger Vorbesitzer, die der Niva traditionell anzuziehen scheint. Geländeausfahrten schaden dem Niva hingegen nur wenig. Kupplung, Bremsen, Lenkung erfüllen auch sehr ambitionierte Qualitätskriterien.
Nicht einfach nur gestellt: Wenn nicht hier, dann fühlt er sich im Schnee zuhause

Preise
Vernünftige Gebrauchte kosten etwa 4.000 € - auch für 1.500 € kann man gute bekommen – vor allem in den neuen Bundesländern, wo man sich mit der Pflege historsich bedingt einfach besser auskennt. Die Preise sind stärker von Zustand und Verhandlungsgeschick abhängig als von der Schwacke-Liste. Am besten kauft man den Niva in Großstädten wie München, Düsseldorf und Hamburg – hier nämlich will den Lada keiner so recht haben und die Besitzer verhandeln butterweich….
Bei den Neupreisen fragt man sich allerdinsg: Macht es eigentlich Sinn, einen Allrader wie den Lada Niva gebraucht zu kaufen, wenn man ihn für 5 Euro mehr praktisch neu haben kann?

Lebenserwartung
Linear abhängig davon, welche Pflege man dem Russen angedeihen lässt. Neben der normalen Wartung sollte man einmal im Monat nach allen Flüssigkeiten, Dichtungen und Sicherungen einmal sehen.

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