Samstag, 28. Mai 2011

Gebrauchtwagen-Check Suzuki SJ 410 / 413: Der alte Gelände-Floh...

Auf gewisse Weise ist der SJ 410 / 413 der vielleicht wichtigste Geländewagen in Deutschland gewesen, ohne ihn hätte sich vielleicht hier gar keine echte Geländewagen-Szene etabliert. Die anderen Geländewagen waren einfach zu schwer, zu teuer, zu durstig. 
Sein Vorgänger, der LJ 80 oder „eljot“ löste eine Art Euphorie  aus und war eine zeitlang der trendigste Zweitwagen in coolen Großstädten, war aber dennoch zu hart gefedert und hatte einfach zu schlechte Manieren.
Der SJ hingegen war ebenso vorzeigbar wie klassenlos und zudem entschieden straßentauglicher – was ihn jedoch weit von dem entfernt ansiedelt, was man sich unter einem sicheren Fahrverhalten vorstellt. Auf Nässe ist der prinzipiell heckgetriebene Wagen mit seinem kurzen Radstand ein Garant für ein ausbrechendes Hinterteil, speziell auf Nässe – und just hier ist es am ärgerlichsten, den Allradantrieb nicht permanent zur Verfügung zu haben. Der ist nämlich nach ganz klassischer Weise nur zuschaltbar. Was dann folgt, ist ebenfalls alte Schule: großzügig aber spießig: Innenraum des Rekord - hier ein E2 von 1982 in Berlina-Ausstattungauf Nassem Untergrund treten noch derartige Verspannungen auf, dass man den Vorteil des vierrädrigen Antriebs nur auf Schnee oder Matsch einsetzt, was den Suzuki im Herbst zum Teil zu einem wirklich ärgerlichen Auto macht. 
Für den SJ spricht im wesentlichen seine Handlichkeit und extreme Übersichtlichkeit im Stadtverkehr, ebenso wie das spektakuläre Cabrio-Gefühl und die günstigen Unterhaltskosten. Bei höheren Geschwindigkeiten wird der Wagen ebenso laut, wie er durch seine völlig veraltetes Fahrwerk unbeherrschbar wird. Erstaunlich jedoch: im Gelände bringt es kaum einer weiter als der Suzuki-Geländefloh – das gilt sogar für die sehr seltene lange Station-Version des Japaners, die im Grunde nicht so aussieht, aber im Schlamm eine ausnehmend gute Figur macht. Wer sich für einen Wagen dieser Serie interessiert, sollte IN JEDEM FALLE zum größeren Modell greifen – der 413er ist dem 410er, der lediglich 45PS zusammenbringt, im normalen Straßenverkehr um Klassen überlegen – der 410er ist nicht soviel billiger, dass es dadurch etwas zu gewinnen gäbe. Beide Modelle kommen mit 7 – 9 Litern Super aus, die Versicherung langt auch nicht so hin – warum also auf einen viel zu kleinen Motor zurückgreifen, wo auch der „größere“ nur 130 KM/H realisiert?Häufig für ein paar hundert Euro auf dem Hinterhof zu haben: Rekord E2 - im Bild ein 2.0S von 1984 Wer sich für das sehr verbreitete Cabrio entscheidet, sollte sich nicht nur auf eine Menge Fahrspass freuen – das Verdeck ist tendenziell anfällig – darüber hinaus ist das Einfädeln in die vordere Scheibenfalz nicht eben die wahre Freude... 
Wem es auf den Euro nicht so ankommt, der sollte lieber gleich zum Jimny greifen – wer jedoch auf der Suche nach einen wirklich preiswerten Geländewagen ist, wer auf der Suche nach einen ebenso günstigen wie witzigen Zweitwagen ist, der ist mit dem kleinen zuverlässigen Suzuki hervorragend bedient. 
Worauf sollte man achten?
ROST dürfte das schlimmste Problem des SJ / Samurai sein. Vor allem im Bereich der Heckklappe und der Türunterkanten rostet der Suzuki gerne – ebenso im Bereich der Radläufe. Hier gibt es eine Art galoppierenden Rost, der – einmal zum Ausbruch gekommen, speziell bei den Modellen vor 1990 – einen ganzen Kotflügel großzügig aber spießig: Innenraum des Rekord - hier ein E2 von 1982 in Berlina-Ausstattungin rabiater Geschwindigkeit hinrichten kann. Ersatz ist jedoch – zumindest vorne – billig. Für den hinteren Bereich gibt es günstige Reparaturbleche. 
Preise
Gute Exemplare beginnen bei 1.500€; wer rost nicht scheut, wird auch darunter fündig. Die lange geschlossene Limousine ist immer ein paar Euro teurer, die seltenen Diesel-Modelle kosten immer 1000€ Zuschlag gegenüber vergleichbaren Benzinern. Wer sich nach einem neueren Modell umschaut, sollte überlegen, ob er nicht gleich zum Jimny greift. 
Lebenserwartung
Die kleinere Maschine ist nach 100.000 Kilometern schon aufgrund der nötigen Drehzahlen fertig – die größere schafft 150 – 180.000 – wird dann jedoch müde, speziell im Bereich der Ventile. Die niedrigen Fahrzeugpreise rechtfertigen dann häufig keine Reparatur mehr.

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